I R I S Hamburg

 
... auf der NE - Passatroute von Cran Canaria nach Martinique
03.Jan.2001   bis   03.Feb.2001

 


Schiffsdaten

 

Länge über alles:

15,98 m

Breite über alles:

4,98 m

Tiefgang:

2,00 m

Verdrängung:

16 to

Segelfläche a.W.:

133 m²

Motor:

Perkins / 80 PS

Frischwasser:

900 ltr

Diesel:

350 ltr

Mannschaft

 

Skipper:

Jürgen

Bootsfrau:

Monika

Crew:

Ecki und Frieder aus Melsungen

 

Uwe aus Bad Honnef

 

Werner B ( Spi-Wern ), Werner H. ( Doc ), Klaus und Martin aus Trier

 

Mittwoch, 03.Januar 2001

Klaus, Werner B., Werner H. und ich fahren mit einem Mietwagen zum Flughafen nach Frankfurt. Bei der Gepäckaufgabe treffen wir unseren Skipper Jürgen, der mit einer großen Alukiste und einer 2,20m langen  Teakholzleiste schon auf uns wartet. Nachdem wir die Alukiste und das Gepäck aufgegeben haben, stehen wir fünf nun mit der Teakholzleiste,  welche wir wegen der Bruchgefahr lieber mit in die Maschine nehmen wollen, vor dem Eincheckschalter. Elegant geben wir die Leiste nun von Hand zu Hand und gelangen so an dem Kontrollpersonal vorbei. An Bord des Airbus 310 helfen uns sehr nette Stewardessen, die sich mit einem Platz zwischen Fenster und Sitzreihe für unsere Leiste einverstanden erklären. Am Flughafen von Las Palmas angekommen, holt uns Jürgen, der Bootsmann der Iris, mit dem Auto ab und bringt uns zum Schiff. Von der Pier aus können wir die Iris erstmals sehen: eine Sun Oddysee 51, mit einem  exzellent gepflegten Teakdeck. Nachdem wir unsere Seesäcke unter Deck verstaut haben, geht es in Shorts gleich an die Arbeit, denn einige Vorbereitungen und Arbeiten  müssen in den nächsten Tagen vor unserer Abreise noch erledigt werden. Als erstes wird der gebrochene Handlauf an der Steuerbord Seite durch die mitgebrachte Teakholzleiste ersetzt. Für den Austausch der Brennerdüsen am Gasherd  ist Werner B. zuständig. Nach kurzer Zeit beschließt er, nicht nur die Düsen zu tauschen, sondern den Ofen an Land komplett zu zerlegen und die gesamten Brennereinheiten zu erneuern.  Werner H., Klaus und ich sind zwischenzeitlich damit beschäftigt, Lager an Umlenkblöcken zu reinigen und neu einzufetten, den Lichtmaschinenkeilriemen an der Hauptmaschine zu  wechseln, am Generator einen Ölwechsel vorzunehmen, das Dingi auf dem Kajütdach zu verzurren, dem Dingi-Außenbordmotor eine neue  Vergasermembrane zu verpassen, in den  Vorschiffskojen zwei zusätzliche Leselampen zu installieren und so weiter und so weiter...

Donnerstag, 04.01.2001

Am Vormittag werden die am Vortag begonnenen Arbeiten zu Ende gebracht, der Gasherd wird wieder zusammengeschraubt, eingebaut und ausprobiert. Der Skipper ist von seiner Crew begeistert. Unser Bootsmann Jürgen, der Skipper Jürgen und Werner H.  starten zu den ersten Einkaufsfahrten. Nachdem sich 55 Paletten  Dosenbier (1320 Dosen), sowie eine beachtliche Menge roter und weißer Wein in Tetra-Packs auf dem Vorschiff stapeln,  beeilen wir uns, um unser Ansehen bei den flanierenden Urlaubern nicht ganz zu schädigen, die Getränke unter Deck zu verstauen. Jeder freie Raum im Schiff ist ab jetzt ein Stauraum.  Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass selbst Schubladen ausgebaut werden, um dahinter im ungenutzten Raum Dosen zu verstauen, denn die üblichen Stauräume unter den Bodenbrettern und in den Staukästen sind schnell  ausgeschöpft. Für uns stellt sich allerdings die Frage, was wird, wenn jemand nach ein paar Tagen z.B. ein Gurkenglas braucht? Die Erinnerung an das österliche Eiersuchen drängt sich auf. Nun ja, nachdem endlich alles eingekauft  und verstaut ist, bleibt höchstens noch Platz für ein paar kleine dreieckige Toblerone-Schokoladen.

Freitag, 05.01.2001

Heute reisen Ecki, Frieder und Monika an. Kaum sind die Drei an Bord und mit einem  Begrüßungsdrink  willkommen geheißen, werden sie auch gleich in unseren hektischen Arbeitsprozess integriert: den ganzen Tag lang wird eingeräumt, ausgeräumt und umgeräumt. Die wichtigen Dinge nach vorne und oben, andere Dinge  wiederum verschwinden für die gesamte Überfahrt in der Vorpiek. Am Ende kennen wir alle das Schiff in und auswendig. Am Abend findet im Ort ein Festumzug zum Dreikönigstag statt, den wir uns natürlich ansehen. Bunt geschmückte Wagen mit tanzenden und singenden Kindern darauf, Caspar, Melchior und Baltharsar,  getragen von echten Kamelen, bilden den Höhepunkt des Umzuges. Nachdem die einen genug Kultur genossen haben und sich in die Kojen hauen, nehmen Werner H., Bootsmann Jürgen und Ecki noch  einen kleinen feuchten Nachschlag. Am Morgen staunen wir dann über die triathletischen Leistungen von einem der drei Nachtschwärmer. (Fahren, Laufen und Schwimmen im Hafenbecken)

Samstag, 06.01.2001

Mit Werner H. fahre ich zum Flughafen um unser letztes Crewmitglied, Uwe, abzuholen. Wieder am Schiff angekommen, beginnt das große Räumen in unserer Kabine, denn auch Uwe braucht seinen Platz. Da der  Skipper bis jetzt mit uns zufrieden ist, bekommen wir für den Nachmittag den Leihwagen. Zusammen mit Frieder und Ecki fahren Werner H. und ich in die Berge. Die anfangs von Industrie und Tourismus stark verunstaltete Küstenlandschaft begeistert uns nicht besonders. Aber ab der Marina  Mogan beginnt die Felslandschaft zu beeindrucken und die ersten Fotos werden geschossen. Die nun folgende Fahrt über das zentrale Bergmassiv bietet nicht nur tolle Felslandschaften und Täler, sondern auch waghalsige  Straßenabschnitte. Unser Opel Corsa zeigt auf den schmalen, unbefestigten Feldwegen ohne Leitplanken jedoch echte Off Roader Eigenschaften.

Sonntag, 07.01.2001

Am Vorabend haben wir gemeinsam beschlossen, erst am Montag auszulaufen. Der Sonntag soll für die Schiffs-  und Sicherheitseinweisung genutzt werden. Außerdem gibt es auch noch immer  etwas zu stauen oder schrauben. Zwischendurch landen auch immer wieder neue Lebensmittel auf dem Schiff, und unter Deck sieht es bald aus wie in einem Gemischtwarenladen. Die beiden Hängenetze in der  Kombüse werden mit frischem Obst gefüllt, an den Handläufen hängen einige Salamiwürste und zwei große Schinken, daneben eine Pütz mit Süßwasser und frischem Salat. Ein etwas stilvollerer Anblick bietet sich im Salon,  denn hier ist unschwer zu erkennen, dass nicht das übliche Dosenfutter gereicht werden soll. Die letzte Nacht mit sicherer Landanbindung genießen wir  und so manch einer denkt darüber nach, ob es auch die richtige Entscheidung war, bei diesem Törn dabei zu sein.

Log 1: Montag, 08.01.2001  -  1. Tag auf See

Reise, Reise, heute geht es endlich los. Los über den großen Teich! Gegen 10.00h erscheint unser  Trierer Fanclub (Marita, Anne, Hilde und Ludwig) mit Sekt auf der Hafenmole. Wir starten eine kleine Abschiedsfeier an Land und an Bord. Anschließend werden die Wassertanks noch einmal bis zum Rand  aufgefüllt ( ges. 900 Liter ). Ab jetzt muss mit dem Wasser sparsam umgegangen werden. Klar Schiff und Leinen los! Mit kräftigem Getute aus dem Druckluftnebelhorn an Petros Tankstelle  verabschiedet uns Bootsmann Jürgen, der leider nicht mitfahren kann, aber schon neue Kontakte im Hafen geknüpft hat. Trotz Wind gegen an sind Skipper und Crew gut drauf, nach etwa 5 sm wollen wir das Großsegel aus  der Mastrollanlage ausrollen, doch das Achterliek  klemmt in der Mastnut. Nach einigen Ein- und Ausrollversuchen beschließen wir wegen der unruhigen See zurück in den Vorhafen von Las Palmas zu gehen um dort im ruhigen Wasser  unseren Skipper in den Mast zu ziehen. Gegen 16.00h ist das Segel klar und der Wind weg, unter Maschine laufen wir Kurs Süd um den NE-Passat zu finden. Nachdem die Sonne untergegangen ist, wird es auch sofort kalt, eisig kalt. Wir haben Vollmond, was uns gutes Licht im Cockpit bringt. Wer nachts aus dem Niedergang tritt, pickt  sich selbstverständlich sofort ein, wer es vergisst, wird vom Rudergänger daran erinnert. Da der Wind noch immer ausbleibt, motoren wir. Die ersten Nächte fahren wir noch 2 Wachen von je vier Stunden. Wache 1: Werner H. Werner  B., Klaus und ich, Wache 2: Ecki, Frieder und Uwe. Der Skipper und Moni gehen keine Wache, da beide für unser leibliches Wohl sorgen. Von 04.00h bis 08.00h sind wir Trierer dran. Unsere erste Nacht bleibt ruhig mit einem klaren Himmel und guter Sicht.

 Log 2: Dienstag, 09.01.2001 – 2. Tag auf See

Etmal: 95,0 sm 
Gesamt: 95,0 sm
Motor: 12,0 Std.
Mittagsposition:  LAT: 26°42´N    LON: 015°48´ W

Gegen 07.30h morgens senkt sich der Mond auf die  Kimm, und gegenüber färbt sich der Himmel von der aufgehenden Sonne rot. Pünktlich um 08.00h ist im Salon das Frühstück zubereitet. Während die Crew isst, geht unser Skipper ans Rohr  (Ruder). Bei der Mittagswache bekommen wir kurz Besuch von ein paar Tümmlern. In einer alten Tageszeitung wird für heute Nacht eine Mondfinsternis angekündigt. Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang warten wir  gespannt im Cockpit, dann beginnt das Schauspiel. Nach und nach wird auf dem Mond das Licht gelöscht, bis der Mond nur noch schemenhaft zu sehen ist. Das Beste aber ist, dass wir durch die absolute Dunkelheit  immer mehr Sterne sehen können. Sie reichen bis zum Horizont und vermitteln uns den Eindruck, unter einer Glocke mit unzähligen Sternen zu segeln. Ein traumhaftes Erlebnis!

Log 3: Mittwoch, 10.01.2001 – 3. Tag auf See

Etmal: 106,5 sm
Gesamt: 201,5 sm
Motor: 19,0 Std.
Mittagsposition:  LAT: 27°27´N    LON: 017°11´ W

Noch immer kaum Wind. Über das Wetterfax hole ich eine 48 Stunden  Windvorhersage von der Station Boston (12750kHz), nach der wir die NE-Passatzone bald erreichen dürften. (NE 20 Knoten ab ca. 24° Nord). Um 09.00h ist es so weit, wir setzen Groß und Spinnaker. Wie nicht anders zu  erwarten, ein perfektes Manöver, wenn auch nicht das schnellste. Im weiteren Tagesverlauf wird noch an so mancher Schot herumgetrimmt, bis das 150m² große Tuch optimal zieht. Die Logge zeigt um die 10 Knoten an, das GPS liefert die  tatsächliche Fahrt über Grund mit ca. 7 bis 8 Knoten. Am Nachmittag findet dann das erste Duschfestival mit Lifeline auf der Badeplattform statt. Eine leckere Restesuppe, von Klaus zubereitet, rundet den Nachmittag ab. Am Abend bergen wir den Spi und setzen Groß und Genua, ein Manöver, das den sonst so ruhigen  Tagesablauf etwas aufmuntert. Die Decksmannschaft zerrt den Spi bis zum Niedergang, wo die Cockpitmannschaft übernimmt. Während diesem und auch während den weiteren Segelmanöver steht  Werner H. am Ruder und bestätigt die Kommandos des Skippers, über einen Relaismann am Mast, ständig miteinem kräftigen “Jawohl Chef !”
Ab 21.30h, nachdem wir den neuen Wetterbericht ausgewertet  haben, laufen wir einen etwas südlicheren Kurs (250°). Kurz vor Mitternacht wird noch ein neuer Tagesrekord von 10,3 Knoten Fahrt über Grund von Werner H. aufgestellt.

Log 4: Donnerstag, 11.01.2001 – 4. Tag auf See

Etmal: 133,2 sm
Gesamt: 334,7 sm
Motor: 39,0 Std.
Mittagsposition:  LAT: 24°20´N    LON: 019°14´W

In dieser Nacht können wir unseren bisherigen schlechten Schnitt gut aufpolieren. Mit Wetterzeug und warmer  Mütze sitzen wir im Cockpit und jagen die Iris durch die Nacht. So macht segeln Spaß, nur könnte es etwas wärmer sein. Egal, selbst wenn es jetzt noch regnen würde und 10 Grad kälter wäre, Segeln bliebe auch zukünftig unser Hobby.
In der Koje hat man das Gefühl, neben einer Waschmaschine zu liegen. Das Wasser rauscht einem mit Getöse am Ohr vorbei, und wenn das Schiff die Welle runter surft, brummt und singt der ganze Rumpf. Schlafen ist nur  in der stabilen Seitenlage möglich, da man sonst unkontrolliert durch die Koje rollt. Bis zum Mittag werden wir noch kräftig durchgeschaukelt. Am Nachmittag dann wird die Dünung etwas länger und das Schiff liegt  wesentlich ruhiger. Am Himmel zeigen sich die ersten Passatwolken, und der Wind dreht hin und wieder auf NE.

 Log 5: Freitag, 12.01.2001 – 5. Tag auf See

Etmal: 171,4 sm
Gesamt: 506,1 sm
Motor: 39,0 Std.
Mittagsposition:  LAT: 23°35´N    LON: 022°13´ W

In der Nacht stellen wir den Wachrhythmus in einen 2 Mann / 2 Stunden Rhythmus um. Einer am Ruder und der zweite standby.
In den frühen Morgenstunden raumt der Wind immer mehr auf NE. Nachdem es hell geworden ist, setzen wir  das erste Mal die Passatsegel. Durch die ständige Schiffsbewegung ist das Arbeiten mit den ca. 12 cm dicken und gut 4 m langen Spi-Bäumen auf dem Vorschiff nicht ganz einfach. Jedoch gegen 09.30h  ziehen uns die beiden Passatsegel kräftig Richtung West. Die Spi-Bäume sind mit Nieder- und Achterholer gut fixiert um möglichst wenig Bewegung im Material zu haben. Mit etwa 5 Beaufort Wind, der Welle von achtern,  rauscht die Iris so bergauf, bergab. Da die Nacht etwas ruppig war, holen wir den Schlaf am Tag nach. Am Abend zaubert die Backschaftcrew, Jürgen und Moni, ein festliches Menü für uns: Lammkeule, Krautsalat mit  Kartoffeln und Soße.

Log 6: Samstag, 13.01.2001 – 6. Tag auf See

Etmal: 172,9 sm
Gesamt: 679,0 sm
Motor: 39,0 Std.
Mittagsposition:  LAT: 22°45´N    LON: 025°11´ W

Wegen zunehmender Bewölkung ist es ab etwa 2.00h nachts so dunkel, dass nicht einmal die sich brechenden  Wellenkämme zu sehen sind. Aber schon nach kurzer Zeit am Ruder kann man abschätzen, wie sich das Schiff in der zuvor gehörten Welle bewegen wird. Am Instrument ist nun eine Wassertemperatur von 23°C abzulesen, und auch die  Lufttemperatur ist gegenüber den ersten Nächten wesentlich angenehmer geworden. Vor zwei Tagen und zwei Nächten haben wir nun das letzte Schiff gesehen. Der  Tagesablauf an Bord ist zur Routine geworden, und an die ständige Schiffsbewegung haben wir uns so langsam gewöhnt.
Beim Frühstück kündigt uns Frieder für heute eine besonders reizvolle Landschaft an,  damit kann er wohl nur die von achtern heranrauschenden Brecher meinen. Egal, heute badet die Crew. Mit Lifeline auf der Badeplattform sitzend, genießt jeder  einzelne ein ausgiebiges Bad. Einseifen und warten, bis eine Welle am Heck einsteigt und die Plattform mit Wasser füllt.

 

Log 7: Sonnstag, 14.01.2001 – 7. Tag auf See

Etmal: 156,1sm 
Gesamt: 835,1 sm
Motor: 39,0 Std.
Mittagsposition:   LAT: 22°23´N    LON: 027°58´ W

Sonntag auf See, ein Tag wie jeder andere. Etwas sinnliche Musik, Moni unternimmt mit Lifeline einen Spaziergang auf´s Vorschiff, Frieder hat Probleme mit der Milch, der  Skipper hält seinen Sonntagsschlaf, Ecki´s Rasierer summt und die Sonnencreme wird umher gereicht. Schiffsalltag wie gehabt. Aber am Nachmittag serviert uns Moni leckeren Kaffee und Kuchen wie bei Mama. Mittlerweile ist die  Dünung immer länger, jedoch auch höher geworden. Beim Durchlaufen einer höheren Welle will die Iris schon mal ausbrechen, zusätzlich schralt der achterliche Wind durch die Schaukelei ca. 50° Bb. / Stb. ,  also 100°. Dabei klappert es unter Deck in sämtlichen Schaps und Stauräumen. Besonders beim Essen kommt schon mal Geschirr und Besteck geflogen, was wiederum jedem Essen eine sportliche Note verleiht.

Log 8: Montag, 15.01.2001 – 8. Tag auf See

Etmal: 146,7sm 
Gesamt: 981,8 sm
Motor: 39,0 Std.
Mittagsposition:  LAT: 21°34´N    LON: 030°23´ W

Beim späten Aufgang des Mondes am klaren Sternenhimmel zeigt sich uns ein unbekanntes Bild: die Sichel des Halbmondes steht Kopf.
Gegen Morgen ziehen dunkle Regenwolken von achtern auf, und es beginnt zu regnen. Bei Sonnenaufgang jedoch sind die Wolken verschwunden, und unser Reisewind schiebt uns weiter Richtung Westen. Über uns  blauer Himmel und ringsum am Horizont baut sich immer mehr die typische Passatbewölkung auf, jedoch könnte der Wind ruhig noch 1 bis 2 Beaufort zulegen. Um 16.28h gibt es ein kleines Fest, in 7 Tagen haben wir unsere ersten 1000 sm zurückgelegt, bleiben noch ca. 1800 sm. Jürgen hat einen Spezialdrink gemixt, mit dem wir anstoßen. Das abendliche Wetterfax aus Boston verspricht leider nicht mehr Wind.

Log 9: Dienstag, 16.01.2001 – 9. Tag auf See

Etmal: 136,2sm 
Gesamt: 1118,0 sm
Motor: 40,0 Std.
Mittagsposition:   LAT: 20°41´N    LON: 032°36´ W

Martinique ist noch weit, Spi oder nein ?
Da jeder für eine Abwechslung dankbar ist, fällt die Entscheidung für den Spi. Die Passatsegel werden  eingerollt, die Bäume abgeschlagen, das Groß ausgerollt und anschließend der Spi gesetzt. Nun ja, solch ein Manöver hat seine Ecken und Kanten, alle geben ihr Bestes. Werner B. rettet das Manöver durch eine sportliche Einlage am Vorstag. Frieder ist diesmal der Leidtragende, ihm  rauscht die Spischot durch die Hand. Ta-Tü-Ta-Ta, hier kommt unser Bordarzt Werner H. das erste Mal mit seinem Medikamentenkoffer zum Einsatz. Leider lehnt Frieder jedoch die angebotene Intensivmedizin mit Besteck ab! Glück gehabt. Der Spi zieht gut, braucht jedoch den ganzen Tag mindestens einen Betreuer, der mal hier und mal da nachtrimmt. Als die Sonne zwei Fingerbreit über dem Horizont steht, werden die  Segel wieder für die Nacht gewechselt, diesmal ein Manöver in Bestzeit. Die Nachtwachen sind jetzt die eindrucksvollsten Stunden: der Sternenhimmel, der Mondaufgang und bei Speed das  Meeresleuchten, phosphoreszierende Mikroorganismen, die durch Reibung im Wasser wie hundert Wunderkerzen im Kielwasser und der Bugwelle funkeln.

Log 10: Mittwoch, 17.01.2001 – 10. Tag auf See

Etmal: 145,2sm 
Gesamt: 1263,2sm
Motor: 40,0 Std.
Mittagsposition:   LAT: 20°01´N    LON: 035°04´ W

Nach dem Frühstück, frisch gedopt, gleich wieder Segelwechsel. Die Vorschiffcrew (Fockaffen) Werner B, Uwe und ich hantieren wieder mit den Spibäumen, wobei die Cockpitmannschaft alles weitere an Winschen und Schoten  regelt. Heute steht der Spi ruhiger, man lernt eben immer noch dazu. Bei leichten Winden bringt uns der Spi etwa 2 Knoten mehr Fahrt. Nachdem die Sonne wieder zwei Fingerbreit über dem  Horizont steht, wird alles wieder umgebaut. Da das Segeln unter Spi den ganzen Tag über ein aufmerksames Steuern vom Rudergänger verlangt, hat keiner Lust sich in der Nacht mit dem großen “Sack” herumzuärgern. In der Nacht nichts Neues, kein anders Schiff, ein paar durchziehende Wolken bringen zeitweise etwas Wind.


 Log 11: Donnerstag, 18.01.2001 – 11. Tag auf See

Etmal: 151,5sm 
Gesamt: 1414,7sm
Motor: 40,0 Std.
Mittagsposition:   LAT: 19°24´N    LON: 037°38´ W

“ Das Kreuz des Südens ”
Gegen Morgen sehen wir zum ersten Mal das Sternbild des Südhimmels: Sterne, die die Legenden und  Träume aller Seefahrer – und auch uns - beeinflussen. Nur auf der weiten See lässt sich auch weit träumen. Die ganze Welt beschränkt auf Wasser und Wellen, Himmel und Gestirne, Wind und Wolken.
Am Mittag um 13.00h feiern wir Bergfest. Auf  037° 40´ westlicher Länge und 1365 gesegelten Meilen nehmen wir ein weiteres Etappenhighlight. Wegen der bis hierher eher leichten Winde können oder müssen wir zufrieden sein. Denn so verlief der Törn bis hierher, nicht zuletzt auch wegen der guten Kameradschaft, eher ruhig.

Log 12: Freitag, 19.01.2001 – 12. Tag auf See

Etmal: 133,7sm 
Gesamt: 1548,4sm
Motor: 41,5Std.
Mittagsposition:   LAT: 18°52´N    LON: 039°54´ W

Noch immer warten wir auf etwas mehr Wind. In der Nacht lassen uns sogar die Wolken im Stich. Kein Regen, kein Wind. So liefern wir heute das schlechteste Etmal unter Segeln (133,7 sm). Da die Crew nach dem  gestrigen Bergfest auch nicht sonderlich flott ist, driften wir recht geruhsam über den weiten Atlantik. Mal sehen, was Rasmus mit uns vor hat. Der Wind bleibt aus, selbst  der Spinnaker will bei dem Geschaukel ohne Wind  nicht stehen.
Da die Wassertemperatur mittlerweile auf 25°C angestiegen ist, macht das Baden auf der Plattform jetzt richtig Spaß. Auch die Lufttemperatur hat jetzt hochsommerliche Werte angenommen. Hier und da ein paar fliegende Fische und ein, zwei Sturmvögel sind so ziemlich die einzige Abwechslung.

 Log 13: Samstag, 20.01.2001 – 13. Tag auf See

Etmal: 152,8sm 
Gesamt: 1701,2sm
Motor: 41,5Std.
Mittagsposition:   LAT: 18°01´N    LON: 042°25´ W

Heute macht es wieder Spaß, im Logbuch wird der Wind um 04.00 h morgens mit 4 Beaufort aus NE  eingetragen. Ab jetzt machen wir die Flaute von gestern wieder wett. Nachdem es hell geworden ist, zeigt sich uns ein ganz neues Panorama: tolle brechende und schäumende Wellen, eine See mit weißen Spitzenhäubchen. Unsere Iris surft mit einer mächtigen Bugwelle die von achtern anlaufenden Brecher ab.
Gegen 14.00 h taucht von Steuerbord an der Kimm eine Segelyacht auf. Mit dem Anruf “All Ships” rufen wir sie über UKW. Das erste Schiff seit 7 Tagen. Ein kurzer Klön über das Woher und  Wohin, dann, nach etwa einer Stunde, ist die Yacht wieder am Horizont verschwunden. Kein Wunder, denn der Funker hat uns ihre Schiffslänge mit 105 Fuß ( 32 Meter ) mitgeteilt und Länge läuft bekanntlich.
Dann geht die Post ab, die sich über 20 Stunden aufgebaute Windsee wird mächtig schnell und grob. Gegen 20.50 h erreiche ich meinen Spitzenwert am Ruder. Bei 33 Knoten scheinbarem  Wind zeigt das GPS - Log zeitweise 16 Knoten FÜG  ( Fahrt über Grund )an. Das ergibt einen wahren Wind von immerhin 49 Knoten( 9 Beaufort ).
Die Crew fühlt sich wohl und die Iris rauscht singend durch die Wellen. Für die Nacht reffen wir die Passatsegel etwas ein. Das ist das volle Atlantikprogramm.

Log 14: Sonntag, 21.01.2001 – 14. Tag auf See

Etmal: 192,5sm 
Gesamt: 1893,7sm
Motor: 41,5Std.
Mittagsposition:   LAT: 17°12´N    LON: 045°32´ W

Heißer Ritt durch die Nacht, kein Mond, wenig Sterne, dafür Brecher und weiße Gischt. Der Rudergänger warnt die anderen im Salon oder in der Navigationsecke vor jedem Brecher mit einem lauten “Warschau”, denn die  von achtern anrollenden Brecher hebeln die 16 Tonnen schwere Iris blitzschnell aus dem Kurs. Nach dem Frühstück gibt es erst mal Sekt für die restlichen 1000 sm. Aus dem Cockpit bestaunen wir die See,  und manch einer versucht, diesen Anblick in einem Foto festzuhalten. Die meisten der Crew nehmen mal wieder ein Bad auf der Plattform, heute jedoch mit Ecki´s zusätzlichem Sicherheitssystem, denn selbst mit Lifeline gesichert, dürfte es extrem schwierig sein, einen über  Bord gegangenen Menschen bei dieser Geschwindigkeit wieder an Bord zu bringen. Trotzdem ist es verwunderlich, wie schnell wir uns an den Anblick solcher See und Wellen gewöhnen. ( geschätzte  Wellenhöhe 4 – 5 Meter, bei einer Wellenlänge von etwa 50 bis 100 Meter ). Der Mann am Ruder muss sehr konzentriert steuern, ständig die Segel, den Kompass und die Windrichtungsanzeige im Auge haben. Ab 120° scheinbarer  Wind wird’s knapp und die Gefahr, dass ein Passatsegel back kommt, ist groß. Die Iris würde sofort gebremst und durch den weit vorne liegenden Drehpunkt nur schwer wieder auf Kurs zu bringen sein.
Ein Manöver, das wir vor einigen Tagen bei weniger Wind, schon einmal ausprobiert haben.

Log 15: Montag, 22.01.2001 – 15. Tag auf See

Etmal: 178,5sm 
Gesamt: 2072,2sm
Motor: 41,5Std.
Mittagsposition:   LAT: 16°37´N    LON: 048°40´ W

Der Klabautermann ist unter Deck. Bei solcher See ist für Stimmung gesorgt, in den Schaps scheppert das Geschirr, die Schotten quietschen, Türen klappern und die Wellen donnern gegen den Rumpf. Das Schiff  schaukelt hin und her, was das An- und Ausziehen nur eingeklemmt zwischen der Türe ermöglicht und gut die doppelte Zeit beansprucht. Geschlafen wird mal wieder in der stabilen Seitenlage. Unseren Skipper kann das  jedoch nicht erschüttern, er klemmt in der Pantry, kocht und brutzelt auch heute wieder ein phantastisches Menü.
Am frühen Nachmittag haben Wind und See noch einmal etwas zugelegt. Zwei Spezials werden nach dem  Essen serviert, Sekt für die gelaufenen 2000 sm und für die restlichen 666 sm einen Schnaps für den Rudergänger.

Log 16: Dienstag, 23.01.2001 – 16. Tag auf See

Etmal: 180,3sm 
Gesamt: 2252,5sm
Motor: 41,5Std.
Mittagsposition:   LAT: 16°04´N    LON: 051°52´ W

Karibik wir kommen, eventuell früher als erhofft.
Der Wind, den wir seit Tagen haben, hat uns unserem Ziel ein gutes Stück näher gebracht. Also, weiter hoffen, dass wir nicht doch noch in ein Flautenloch geraten.
Am Nachmittag zeigt uns das GPS nur noch 500 sm bis zu unserem Ziel an. Sekt! Danach bei sonnigem Himmel und 26°C Wassertemperatur ein entspannendes Salzwasserbad am Heck. Am  Abend rauschen wir, bei etwas abnehmenden Wind, noch immer mit 10 Knoten FÜG in den Sonnenuntergang.

 Log 17: Mittwoch, 24.01.2001 – 17. Tag auf See

Etmal: 176,5 sm 
Gesamt: 2429,0sm
Motor: 41,5Std.
Mittagsposition:  LAT: 15°33´N   LON: 054°44´ W

Je mehr wir uns unserm Ziel nähern, um so genauer wird  gesteuert. Möglichst genau auf der Kurslinie bleiben, X-Track Error, die Abweichung von der direkten Linie zu unserem Ziel, wird möglichst klein gehalten. Na ja, nicht von allen, mancher  sieht’s eher locker, und Werner H. schreibt ins Logbuch: “Das Computerzeitalter hat uns beim Segeln eingeholt bzw. überholt. Die Navigationsgeräte, GPS-Geräte der neuen  Generation zeigen alle Informationen, die denkbar sind, nötige und unnötige. Auf Distanzen von über 2500 sm wird nach Hundertsteln gesteuert. Über Missweisung, Strom und Windversatz oder dass solche Kurse überhaupt nicht zu steuern  seien, braucht man sich keine Gedanken mehr zu machen. Segeln, ein neues Computerspiel?”
Zugegeben, da ist was dran. Trotzdem versuchen wir, jeden Umweg zu vermeiden und das Ruder, bei  Rudergängerwechsel,  mit möglichst kleiner Kursabweichung zu übergeben.

Log 18: Donnerstag, 25.01.2001 – 18. Tag auf See

 Etmal: 146,0 sm
Gesamt: 2575,0sm
Motor: 41,5Std.
Mittagsposition:  LAT: 15°06´N   LON: 057°12´ W

Der Wind hat seit gestern nachgelassen, wir wollen Martinique am Freitag bei Tageslicht erreichen. Oder vielleicht auch am Samstag mit dem Sonnenaufgang, mal sehen, was Rasmus für uns geplant hat.
Bei mittlerweile nur noch 4 Beaufort setzen wir den Spinnaker. Nachdem wir dieses Manöver mit jedem Setzen  und Bergen des Spinnakers verbessert haben, klappt das Manöver jetzt innerhalb von 20 Minuten, wobei wir das Manöver jetzt auch ohne Maschine fahren. Die Cockpitcrew, Ecki, Frieder und Klaus,  rollen die Passatsegel über die großen Winschen ein. Die Vorschiffcrew, Werner B., Uwe und ich, schlagen einen Spibaum ab und bereiten den zweiten für den Spinnaker vor. Zwischenzeitlich  dreht Werner H. das Schiff mit der Restfahrt in den Wind, und die Cockpitcrew kurbelt das Großsegel aus dem Mast. Nun wird der Spinnaker in der Abdeckung des Großsegels schnell nach oben  gebracht, während Werner H. wieder abgefallen ist. Nach etwa einer Stunde bemerken wir ein kleines Loch im Unterliekbereich am Spinnaker. Bevor es größer wird, entscheiden  wir, den Spinnaker wieder zu bergen und die Passatsegel wieder zu fahren. Da wir nach dem Setzen nun wieder ausgeruht sind, klappt auch diese Manöver wieder in Bestzeit.  Anschließend wird das riesige Tuch am Salontisch fein säuberlich mit selbstklebendem Segeltuch repariert. Der Wind lässt mehr und mehr nach, wodurch wir es wohl nicht mehr schaffen werden, Martinique bis Freitagabend  zu erreichen. Wir beschließen, mit leicht eingerefften Passatsegeln auf den letzten 200 Meilen nur noch soviel Fahrt zu machen, dass wir am Samstagmorgen mit dem Sonnenaufgang Martinique erreichen.

Log 19: Freitag, 26.01.2001 – 19. Tag auf See

Etmal: 138,0 sm
Gesamt: 2713,0sm
Motor: 41,5Std.
Mittagsposition:  LAT: 14°39´N    LON: 059°31´W

In unserer vorletzten Nacht auf See präsentieren sich die Gestirne nochmals in einem phantastischen, klaren  Bild. Viele der Sternbilder kennen wir nun schon, dank der gut ausgestatteten Bordbücherei und Frieder´s Fachwissen, mit Namen.
Den Kopf in den Nacken gelegt, gleiten wir halb liegend im Cockpit, mit gerade mal 5 Knoten Fahrt dem Morgen entgegen. Kaum ist die Sonne feuerrot über die Kimm geklettert, wird es bei diesem lauen Lüftchen auch sehr schnell  heiß. Eine letzte Dusche und willkommene Abkühlung auf der Badeplattform, bevor wir in die Zivilisation  zurückkehren. Gegen Abend kühlt es, nachdem die Sonne schon sehr tief steht, wieder etwas ab. Der Himmel verändert seine Farben, bis die Sonne zum 19. mal seit Gran Canaria hinter der Kimm wegtaucht. Auch das  letzte Abendessen auf hoher See beginnt mit dem Spruch: ” Einen guten Appetit, nix versabbelt, nix verschütt, Mahlzeit ” , was Bordbrauch auf der Iris ist.
Da die Bordküche Spitze ist, wird auch hier wieder entsprechend eingefahren. Anschließend noch ein Glas Rotwein im Cockpit.

 Log 20: Samstag, 27.01.2001 – 19. Tag auf See

Etmal: 98,7 sm  
Gesamt: 2811,7sm
Motor: 43,0Std.
Mittagsposition:   LAT: 14°28´N    LON: 060°52´ W

Land in Sicht: Martinique, oder ?
Um 2.00h ist unser Ziel klar auszumachen, mit jeder Meile kommen Umrisse und Lichter deutlicher durch. Gegen 5.45h können wir unser Leuchtfeuer Cabris voraus ansteuern. 7.44h  Ortszeit endet unsere bisherige Kurslinie auf dem 1,5 sm südlich des Leuchtfeuers liegenden GPS-Wegpunkt.
Sekt und Prosit, eine stolze Crew, ein zufriedener Skipper, ein gutes Schiff, eine schöne Reise! Ab jetzt laufen wir unter Maschine, vorbei am  Diamant Rock  in die Grande Anse. Um 11.40h fällt der Anker im südlichen Teil der Bucht  auf 4,5m in kristallklares Wasser. Ecki, Frieder, Uwe und
Werner H. hechten über das Heck in das 28°C warme Wasser und umschwimmen laut palavernd die Iris. Anschließend wird das Beiboot klar gemacht und  erst einmal der etwas knapp gewordene Zigarettenvorrat aufgefrischt sowie frisches Baguette für das Frühstück eingekauft. Am Nachmittag wird geschnorchelt und der erste Landgang zur Telefonzelle wird gestartet.

Sonntag, 28.Januar 2001

Nach so vielen Tagen auf See ist heute erst einmal “ Klar Schiff” angesagt. Eine Süßwasserdusche am Heck für jeden, denn Wasser sparen ist jetzt vorbei. Die  Backskisten werden ausgeräumt und getrocknet. Wellen haben die Deckel immer wieder überspült und dabei ständig einen Weg ins Innere gefunden. Hier und da wird  geschraubt und  geräumt. Am Abend gehen die Trierer mal alleine aus. Mit dem Beiboot geht’s an die Pier und von dort aus auf Erkundungstour. Mit Werner B. zusammen werde ich schnell fündig. Hinter einem Verkaufsstand mit Postkarten und T-Shirts sehen wir einen Computer mit einem Schild daran,  auf dem groß “Email” steht. Nach kurzer Verhandlung mit dem Besitzer ist der Preis ausgehandelt und ich hämmere das Diktat von Werner auf der etwas gewöhnungsbedürftigen, französischen  Tastatur ein.
“Hallo Guggi, es grüßt dich aus Martinique das Trierer Atlantikteam .... “ Schnell ein paar Grüße an Guggi nach Trier, der sich sicherlich freuen wird. Werner H. und Klaus sind auch fündig geworden. Unter einem Sonnenschirm sitzend nehmen sie einen der ersten Feierabenddrinks (Daikiri). Einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen wir gemeinsam im Cockpit.
 
Log 21: Montag, 29.01.2001

Um 6.00h ist die Nacht vorbei, alle Mann an Deck und Anker auf. Heute haben wir einiges vor. Wir laufen unter  Maschine rüber nach Fort de France zum Einklarieren und Einkaufen. Ich bin jetzt Fährmann und  sause mit dem Beiboot ständig zwischen Pier und der vor Anker liegenden Iris hin und her. Palettenweise Bier und Wasser, Tüten mit Gemüse, Obst und frisches Fleisch werden an Bord gehievt. Nach 3.00 Stunden heißt es  wieder Anker auf und ab Richtung St.Lucia. Am Wind laufen wir mit einem Reff im Groß und der Genua einen Südkurs. Angekommen im Hafen von Castries ist der Steg noch von zwei Tauchbooten belegt. Wir  lassen Ecki raus und drehen eine Warterunde durch das Hafengebiet. Nach einer halben Stunde kommen wir zurück, und Ecki winkt uns vom Steg aus zu. Wir machen an Steuerbord fest, und Ecki hat gleich wieder neue Freunde gefunden.
“I´m Ecki from Germany, how are you...”, so fing es immer an. Die Crew des Tauchbootes lacht mit uns, und Ecki wirft ein paar Dosen Bier rüber. Anschließend duschen wir mit dem Wasserschlauch  auf dem Steg, dann 20 m weiter zu Froggie Jack`s Bar auf ein paar bunte Drinks.
20.00h Abendessen, danach klönen im Cockpit.

 Log 22: Dienstag, 30.01.2001

 

 

 

 

 

 

Nach dem Frühstück unternimmt die gesamte Mannschaft einen ausgiebigen Landgang in Castries. Skipper  Jürgen, der sich hier bestens auskennt, führt uns zur Bank, in die Kirche und gleich anschließend in eine Kneipe auf ein paar Biere. Danach trennen wir uns und bummeln zum Souvenireinkauf durch die Markthallen. Hier ist  handeln und feilschen angesagt. Ich versuche beim Kauf einer neuen Kappe meine Alte in Zahlung zu geben, was leider nicht klappt. Mit Taschen und Tüten bepackt, treffen wir uns rein zufällig in einer Hafenkneipe  wieder. Von hier aus mieten wir ein Wassertaxi und lassen uns bequem zur Iris zurückbringen.
Am frühen Nachmittag werfen wir los und laufen in
Richtung Marigot Bay, wo wir zum Einklarieren nur kurz in  der Bucht ankern. Nachdem Klaus und Werner B. die Formalitäten erledigt haben, gehen wir nach nur knapp 2 Stunden wieder Anker auf und nehmen Kurs auf die Soufiere Bay. Mit einbrechender Dunkelheit erreichen wir die Bucht und finden auch noch einen Platz zwischen den mit  Buganker und Landleine liegenden Schiffen. Kaum drehen wir die Iris zum Manöver um, kommt auch schon ein Rasterman mit seinem Boot herangefahren. Unser Skipper handelt einen Preis für das Übernehmen der Landleine aus,  dann lassen wir gut 50 Kette auf ca. 20m Wassertiefe ausrauschen. Unser Rasterman hat die Heckleine zwischenzeitlich übernommen und saust mit seinem Boot bis auf den Strand und belegt an einer Palme. Da es doch  recht eng zwischen den Booten ist und es hin und wieder ein paar kräftige Fallböen auf unsere Breitseite gibt, beschließen wir in der Nacht Ankerwache zu gehen. Mit Daniel, dem Rasterman, handelt Jürgen noch einen  Komplettpreis für die morgige Tour zu den Wasserfällen und in den Botanischen Garten aus.

Log 23: Mittwoch, 31.01.2001

Gleich am Morgen wechseln wir unsern Ankerplatz etwas nach Norden, wo mittlerweile mehr Platz geworden ist.
Pünktlich, wie am Vorabend abgemacht, holt uns Daniel um 10.00h mit seinem Boot an der Iris ab. Mit 10 Personen beladen fährt er uns zügig und sehr dicht an den Ankerketten der andern Schiffe vorbei zur  Landungsbrücke. Nach ein paar Minuten kommt unser Kleinbus mit Fahrer, der uns zuerst in den Botanischen Garten fährt, anschließend zu dem Vulkankrater. Unsere  letzte Station sind die warmen Schwefelwasserfälle, für die wir extra unsere Badesachen mitgebracht haben. Zurück am  Hafen kehre n wir noch in eine Kneip e ein und  plaudern mit den Einheimischen. Wieder auf der Iris angekommen, starten die beiden Werners, Frieder und ich mit dem Beiboot einen Schnorchelausflug zum Riff im vorderen Teil der Bucht. Eine Wasserschildkröte, jede Menge bunte Fische und eine wunderbare Unterwasserlandschaft sind die Ausbeute dieses Ausfluges. Am Abend kehren wir nochmals auf einen Drink in die Kneipe zurück. Auf dem Rückweg zur Iris treffen wir einen Skipper des DHH ( Deutscher Hochseesportverband “ Hansa “ e.V.), der mit einer Clubyacht hier unterwegs ist.

Log 24: Donnerstag, 01.02.2001

Nach einer letzten Versorgungsfahrt mit dem Beiboot gehen wir Anker auf und nehmen erneut Kurs auf die Marigot Bay. Auf dem Weg dorthin legen wir einen Badestop ein. Dicht unter Land, im Bereich eines schönen Riffs, gehen wir vor Anker. Mit Schnorchel, Brille, Flossen und  UW-Kamera erkunden wir für gut eine Stunde lang die Unterwasserwelt. Anschließend  geht’s weiter, bis wir in der Marigot Bay am Steg der Moorings Charterbasis festmachen. Pünktlich zur Happy Hour sitzt die Crew in Doolittle´s Beach Bar und genießt den Sonnenuntergang. Das Abendessen bekommen wir heute in einem kreolischen Restaurant reserviert. An Bord lassen wir den Tag mit ein paar Gläschen Rum-Punsch ausklingen.

Log  25 : Freitag, 02.02.2001

Rum-Punsch macht keinen dicken Kopf!
Zur körperlichen Ertüchtigung marschieren wir dennoch  auf den Berg im Scheitel der Bucht. Dieser schweißtreibende Marsch wird, oben angekommen, mit einem wunderschönen Ausblick auf die Bucht und das Meer belohnt. Am frühen Mittag sind wir zurück an Bord  und legen für diese Reise ein letztes mal ab. Fort de France auf Martinique heißt unser letztes Etappenziel. Hoch am Wind steuern wir die Iris über die letzten 30 sm.  In der Passage zwischen den Inseln präsentiert sich uns zuerst ein schöner Regenbogen und dann eine Regenfront. Schlagartig nimmt sie uns die Sicht bis auf wenige hundert Meter. Wie Nadelstiche platscht der  Regen auf die Haut, und plötzlich erwischt uns eine derartig starke Böe, dass Uwe von Steuerbord aus der Navigationsecke bis herüber ins Glasregal fliegt. Entsprechend sieht seine Schulter aus. Der  Freibord taucht fast bis zur Genualeitschiene ein, und der Mast zeigt mit seinem Top auf die Wolken hinten am Horizont. In der letzten Stunde, auf unseren letzten Seemeilen hat uns Rasmus mit  einer einzigen kräftigen Böe gewaltig geschüttelt und uns damit gezeigt, wie wohlgesonnen er uns auf der gesamten Reise war. Den letzten Abend verbringen wir vor Anker in Port de France.  2917,9 sm liegen nun seit Las Palmas hinter uns, eine tolle, erlebnisreiche Reise über den Nordatlantik bis in die Karibik. Eine schöne Reise, nicht zuletzt wegen der guten Crew, einem erfahrenen Skipper und einem soliden Schiff.

Törndaten

Abreise:  08.01.2001, 14.00 h Ortszeit Gran Canaria

Ankunft: 27.01.2001, 07.44 h Ortszeit Martinique

Überfahrt: 18 Tage, 12 Stunden und 44 Minuten ( 5 Std. Zeitverschiebung abgezogen )

Überquerung: 2811,7 sm ( 5207 km )

2811,7 sm / 444,733 Std. = 6,32 sm/h [Kn] ( Durchschnitt während der Überquerung )

Gesamt: 2917,9 sm ( 5404 KM )

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